Georgische Sprache
Die georgische Sprache
ist im Südkaukasien und in einem Teil des kaukasischen
Hochgebirge verbreitet. Zusammen mit Zanischen (Megrelichen
und Lazischen) und dem Swanischen bildet sie die Familie
der Kartwelsprachen. Das Georgische ist die Staatssprache
der Republik Georgiens und wird von ca. 3,5 Millionen
Menschen als Muttersprache gesprochen.
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Georgische Literatur
Die Verbreitung des Christentums
in Georgien zog die Entwicklung fast aller der kirchlichen
Literatur nach sich: Bibliologie, Liturgik, Apokryphen, Hagiographie,
Homiletik, Dogmatik und Polemik. Man hatte schon bereits im
4. Jh mit der Übersetzung der biblischen Bücher angefangen.
Die ältesten Übersetzungen der biblischen Texten sind in den
Palilpsest-Texten des aus dem 6. Jh. stammenden Evangeliums
enthalten. Die Fragmente und Deutungen biblischer Texte sind
in der Originalwerke "Das Martyrium der Schuschaniki"
aus dem 5. Jh. und "Das Martyrium des heiligen Eustathios"
aus dem 6. Jh. vorhanden und belegen die Herausbildung der
exegetischen Litaratur.
Die biblische Werke wurden aus
verschiedenen Quellen übersetzt: aus dem Hebräischen, Griechischen,
Armenischen, Syrischen. Es bestehen in der georgische Litaratur
auch eine Reihe von Übersetzungen byzantinischer Sprachdenkmäler,
deren Originale verloren gegangen sind.

Adischi-Evangelium
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Die georgische frühchristliche
Litaratur (sowohl in originaler Sprache als auch in
Übersetzung) zeichnet sich durch eigene litararische
Stil aus. Außer geistlicher Litaratur dieser Zeit liegen
auch die philosophischen Werke vor. Einer der herausragenden
Vertreter der philosophischen Schule des 5. Jahrhunderts
war der Murwan. In Bizanz ausgebildeter Sohn
des iberischen Königs, der unter dem Namen Petrus
der Iberer bekannt geworden ist, hat ein georgisches
Kloster in Jerusalem gegründet. Zu den großen Verdiensten
von Petrus der Iberer zählt die Überarbeitung des antiken
philosophischen Erbes. Hypothetisch wird Petrus der
Iberer mit Dionysius Areopagita gleichgesetzt,
der eine Reihe theologisch-philosophischer Werke verfasst
hat.
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Die weitere Entwicklung des philosophischen
Denkens in Iberien hängt mit derPredigertätigkeit der sog.
syrischen Väter im 6. Jh. zusammen, die nach Meinung einiger
Forscher in dem von Petrus dem Iberer in Jerusalem gegründeten
Kloster ausgebildet worden sind. Sie haben ihrerseits in Georgien
eine Reihe von Klöstern gegründet, die sich zu Ausbildungszentren
und philosophischen Schulen entwickelt haben.
Die Entwicklung des philosophischen
Denkens fällt zusammen mit der Blütezeit der Georgischen Kultur
im 11.-13. Jh. Die Scholastik findet im Georgien des 11. Jh.
in Ephrem Mzire einen genialen Übersetzer und Kommentator:
seine Editionen der Werke griechischer Philosophen führt zur
Verbreitung sowohl der platonischen Ideen (in neoplatonischer
Form) als auch der Lehre von Aristoteles. Der herausragende
Vertreter des georgischen philosophischen Denkens ist Ioane
Petrizi (11./12. Jh.) als Verbreiter vonneoplatonischen
und pantheistischen Ideen.
Das 11. und 12. Jh. ist die Blütezeit
der georgischen Literatur. Neben der kirchlichen Litaratur
entwickelte sich auch die westliche Litaratur in Gestalt von
Heldensagen und Rittetromanen, deren frühesten Beispiel "Amiran-Daredschaniani"
dem Schriftsteller Mose Choneli zugeschrieben wird.
Mit der Stärkung der zentralisierten Königsmacht ist die panegyrische
Hofpoesie entstanden, in der die Taten der georgischen Könige
gepriesen werden. Sie werden in diesen Werken als Messias
und Retter der christlichen Welt dargestellt. Ein Hohepunkt
der georgischen Poesie ist "Der Mann im Panpherfell" von Schota
Rustaweli, der ein Träger früher Renaissanceideen ist
und zu den Meisterwerken der Weltlitaratur zählt.
Die weitere litararische Aufschwung
erlebt Georgien im 17. Jh., doch diesmal unter starkem persischen
Einfluss. Einer der eigentümlichsten Dichter Georgiens war
der König von Kachetien Teimuraz I. Ein weiterer bedeutender
Denker und Schriftsteller dieser Zeit war Sulchan-Saba
Orbeliani, der Verfasser des ersten ethimologischen Wörterbuches
der Georgischen Sprache. Die aufklärerischen Ideen von Sulchan-Saba
Orbeliani sowie sein starker Glaube an die sieghafte Kraft
der Vernunft und des Wissens spiegelt sich am deutlichsten
in seiner Sammlung von Fabeln und Kurznovellen mit dem Titel
"Die Weisheit der Lüge" wieder, die als hervorragendes didaktisches
Werk anzunehmen ist .
Das didaktische Thema und Erziehnungsproblematik
ist auch bei einem anderen georgischen Dichter Dawid Guramischwili
wiederspiegelt worden. Von ganz besonderer Bedeutung war seine
Poesie, die durch die Nationalthemen gekennzeichnet ist. In
seinem großartigen Epos "Das Elend Kartlis" beschrieb er die
Ursachen für das Unglück Georgiens und bestimmte die Pflichten
eines Dichters, der - seiner Meinung nach - seinem Vokle nicht
nur dadurch dienen soll, indem er es rühmt, sondern auch seine
Fehler und "Schandtaten" wahrheitsgetreu aufzeigt.
Der Aufschwung der lyrischen
Poesie in der georgische Litaratur des 18. Jh. stellt die
Lyrik von Besarion Gabaschwili (Besiki) dar. Seine
durch die romantischen und symbolischen Zügen gekennzeichnete
Gedichte schuffen die Basis für die Entwicklung des Romantismus
in der georgischen Literatur, die Anfang des 19. Jh. durch
die hervorragenden Vertreter des georgischen Romantismus,
wie Alexander Tschawtschawadze, Grigol Orbeliani
und Nikoloz Barataschwili präsentiert ist.
Literatur:
Heinz Fähnrich, Grammatik
der altgeorgische Sprache, Helmut Buske Verlag, Hamburg, 1994;
Surab Sardsweladse, Heinz Fähnrich, Altgeorgisch-deutsches
Wörterbuch, Helmut Buske Verlag, Hamburg, 1999;
Akaki Schanidze, Dzveli kartuli enis gramatika, tbilisis
universitetis gamomcemloba, tbilisi, 1976;
Surab Sardsweladse, Dzveli kartuli ena, gamomcemloba
"sakartvelos macne", tbilisi, 2004.
Georgien, Schätze aus dem Land
des goldenen Vlies, Hrs.: I. Gambaschidze, A.Hauptmann, R.
Slotta und Ü. Yalcin, Bochum, 2001.
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